Der Weiße Wal muss auf dem Theater blasen! Nämlich haben Walfangschiffe und Theaterhäuser eine Menge gemein: Planken, Taue, Schotten, Kombüsen, die chain of command, ihr Dasein als Heterotopien. Da so ein Walstoff zuweilen ziemlich fett daherschwimmt, braucht es einige Zeit um ihn zu flensen, d.h. seine Fettschicht herauszutrennen und in profitables Öl einzukochen, das dann zur Herstellung von Kerzen, Kosmetika, kuscheliger Wärme und dergleichen verwendet wird.
Die lange Dauer einer Walfangfahrt in die Südsee (bei weitem die längste aller Fahrten, die bisher jemals von Menschen unternommen wurden), die ihr eigentümlichen Gefahren und das gemeinsame Interesse, das eine Besatzung eint, in der eines jeden Mannes Profit, ob er nun in der Rangordnung oben steht oder unten, nicht von einer festen Heuer abhängt, sondern von ihrem gemeinsamen Glück oder Pech, dazu von vereinter Wachsamkeit, Kühnheit und harter Arbeit – all dies erfordert eine Umsetzung nicht etwa in einen 90 minütigen Theaterabend, nein, vielmehr bedarf es einer waschechten Serie von Abenden über mindestens zwei Spielzeiten bei jeweils einer Episode alle vier Wochen.Teasing Moby Dick ist das amuse-gueule (dt. Gruß aus der Kombüse)!

Mit: Johanna Steinhauser, Jeremias Koschorz, Franz Pätzold, Alexander Pensel, Alois Steinmacher, Georg Strohbach

Regie: Tim Tonndorf
Dramaturgie: Alida Breitag, Svenja Tillenburg, Anna Wille

Premiere: 23. November 2010, im Rahmen von "Menschen, Mythen, Mutationen" im neuen theater, Halle (Saale)