Breitag Czesienski

TIMON | TITUS

nach William Shakespeare und David Graeber

Zwei Stücke von Shakespeare bieten die Kulisse dieses Abends: Titus Andronicus, sein Jugendwerk und Timon von Athen, eines seiner letzten. Die vier Mitglieder der Familie Barthelot (Anne-Prudence, Camille-Clement, Bénédicte-Constance und Marie) haben nach zwei Jahren des Leidens ihren Vater verloren. Sie treffen auf dem Familienanwesen zusammen, um sein Testament zu öffnen. Doch die Wiedersehensfreude tritt bald in den Hintergrund, als Leonard und Lorraine Marchand, die vom Vater verschwiegenen unehelichen Kinder, die Traditionen und Verhaltensweisen der Familie in Frage stellen. Begleitet werden sie von einer geheimnisvollen Figur namens Miloš, der Fragen mit Zitaten von Shakespeare beantwortet und vorgibt, ein Freund von Lorraine zu sein. Nach und nach erfahren wir durch das Zusammentreffen der beiden Familien mehr über die omnipräsente Vaterfigur und dessen Widersprüchlichkeiten. Doch bald ist es Zeit, das Testament zu öffnen. Wer wird das Familienanwesen erben?
Während des Abends treten die persönlichen Konflikte mehr und mehr in den Vordergrund und münden in eine Explosion extremer Gewalt.
Die Familiengeschichte ist in Analogie zu den Geschichten von Titus Andronicus und Timon von Athen aufgebaut. Shakespeare ist stets anwesend, manchmal direkt zitiert, manchmal verborgen. Beide Texte behandeln auf unterschiedliche Art das Thema Schulden: Blut- oder Körperschulden auf der einen, finanzielle Schulden auf der anderen Seite.
Unterstützt wird dies durch einen dritten Text, die Arbeit des amerikanischen Anthropologen David Graeber, „Schulden die ersten 5000 Jahre“, der die aktuellen Theorien zu Geld und Kredit anprangert und ganz konkret die globale Löschung von Schulden fordert.
Der Abend vermengt politischen Debatten über Graebers Reflexionen und die Ereignisse um die Testamentseröffnung, die Stück für Stück die Familiengeschichte ans Tageslicht bringt.

Mit: Roxane Brumachon, Bess Davies, Mathieu Ehrhard, Baptiste Girard, Lucie Hannequin, Marion Lambert und Tom Linton

Regie: David Czesienski
Dramaturgie: Alida Breitag
Bühne und Kostüm: Lucie Hannequin
Musik: Maxence Van De Velde
Regieassistenz: Cyrielle Bloy

Ein Projekt von Collectif OS’O

Premiere am 6. November 2014 Le Carré-Les Colonnes, Blanquefort