INHALT
Als König Basilio geweissagt wird, dass sein Sohn Sigismund einmal zum größten Tyrannen Polens heranwächst, dessen Herrschaft das Land in einen Bürgerkrieg stürzen wird, lässt er ihn kurzerhand wegsperren. In einem Felsenverlies in den Bergen wächst der Prinz fortan abgeschottet von der Welt unter der Aufsicht des Wächters Clotald auf. Da verirrt sich eines Tages die junge Rosaura in Begleitung ihres närrischen Dieners Clarín in die Höhle, wo das Leid des eingesperrten Gefangenen sie über ihr eigenes Schicksal hinwegtröstet. Rosaura wiederum ist nicht, was sie scheint: Um sich für eine unglückliche Liebesgeschichte zu rächen, will sie sich als Mann verkleidet an den Hof Basilios begeben. Zur gleichen Zeit kommen dem gealterten König Zweifel an seiner fatalistischen Überzeugung von der Unabänderbarkeit des Schicksals. Er beschließt, Sigismund für einen Tag aus dem Kerker zu befreien. Gelingt es diesem, seiner Vorherbestimmung zu entgehen und gerecht zu herrschen, so darf er künftig als rechtmäßiger Thronfolger seinen Vater beerben. Erfüllt sich jedoch die Prophezeiung vom grausamen Tyrannen, landet er wieder in seinem Verlies. Der Tag am Königshof soll ihm von Clotald dann als bloßer Traum verkauft werden.
Welchen Stellenwert behalten die Grundprinzipien von Recht und Gerechtigkeit, wenn die Grenzen zwischen Wachen und Träumen verschwimmen und die Welt zur bloßen Inszenierung wird, in der nichts ist, wie es scheint? Das Weltbild des Siglo de Oro, des Goldenen Zeitalters Spaniens, das von 1550 bis 1680 dauerte, steht mit seinem Glauben an Vorherbestimmung auf den ersten Blick in krassem Gegensatz zu unseren heutigen Vorstellungen. Gerade diese vermeintliche Gegensätzlichkeit wird zum Ausgangspunkt für die Frage, wie frei der Mensch tatsächlich in seinem Willen und Wollen ist, und wer oder was sein individuelles Schicksal limitiert und lenkt.
TEAM
Rosaura Lisa Jopt
Clarin Caroline Nagel
Sigismund Johannes Lange
Clotaldo Klaas Schramm
Basilius Ksch. Thomas Lichtenstein
Astolfo Pirmin Sedlmeir
Estrella Yassin Trabelsi
Wachen Statisterie des Oldenburgischen Staatstheaters
Inszenierung Tim Tonndorf
Ausstattung Anna Bergemann
Dramaturgie Marc-Oliver Krampe
Fotos © Stephan Walzl
Premiere 16. Oktober 2016 Oldenburgisches Staatstheater